Eiablage

Besendertes Weibchen bei der Eiablage
Für die Eiablage werden trockene, sandige, der Sonnenwärme ausgesetzte Stellen benutzt, die nur schwachen Bewuchs aufweisen. Nach Süden orientierte Hänge, Böschungen, Waldränder etc. werden bevorzugt.
Meist wandern die Weibchen jedes Jahr zu den selben Ablageplätzen. Gelegentlich werden auch weniger geeignete Stellen mit feuchtem oder schlammigem Boden aufgesucht, ja sogar Äcker oder ungeteerte Straßen werden oft nicht verschmäht.

Die Eiablage findet in den Nachmittags- und Abendstunden statt. Zuerst wird mit den Hinterbeinen in mühsamer Arbeit eine etwa zehn Zentimeter tiefe Nesthöhle ausgegraben, die sich unter einer engen Öffnung birnenförmig erweitert. Harter Boden kann mit Wasser, dass die Schildkröte in paarigen Analsäcken mitführte, aufgeweicht werden. Die Gelege umfassen im Durchschnitt neun bis 15 Eier, Gelege mit mehr als 20 Eiern wurden schon gefunden. In den nördlichen Teilen des Verbreitungsgebietes ist die durchschnittliche Anzahl Eier pro Ablage größer, in den südlichen ist sie kleiner, dafür folgt meist ein zweites Gelege im Sommer.
Die Eier sind etwa 20-25 mm lang und sechs bis zehn Gramm schwer. Nach der Ablage wird das Nest sorgfältig verschlossen und der Boden verfestigt, so dass die Stelle nur noch für kurze Zeit an der etwas dunkleren Färbung der Erde zu erkennen ist.


Geschlechtsausbildung

Die Europäische Sumpfschildkröte wird seit den wegweisenden Arbeiten von Claude Pieau (ab 1974) zu den Reptilien mit temperaturabhängiger Geschlechtsbestimmung (TSD, von temperature-dependent sex determination) gezählt [1] .

Werden ihre Eier im Inkubator bei Temperaturen unter 28°C bebrütet, so schlüpfen männliche Jungtiere. Bei Bruttemperaturen oberhalb von 29,5°C sind die Schlüpflinge überwiegend weiblich. Zwischen 28°C und 29,5°C können beide Geschlechter erbrütet werden.

Neuere Forschungen zeigen, dass sich die Situation im Freiland weit komplexer darbietet als unter kontrollierten Laborbedingungen. Vieles deutet darauf hin, dass die temperaturgesteuerte Geschlechtsbestimmung (TSD) bei Freiland-Bruten einen starken genetischen Beitrag überlagert [2]. Bei Emys orbicularis wirken wahrscheinlich TSD und GSD (genotypic sex determination) zusammen.
Für dieses Zusammenwirken spricht, dass in den nördlichen Randregionen des Verbreitungsgebietes, wo während der empfindlichen Phase der Eientwicklung nur selten Bodentemperaturen erreicht werden, die für die Entstehung von weiblichen Schlüpflingen notwendig sind, dennoch genügend Weibchen auftreten, ja Weibchen in der Regel deutlich dominieren.

 

Europäische Sumpfschildkröten
  “Emys orbicularis”
 aus dem Nürnberger-Land